Die smarte Diktatur, 8. Dezember
Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Vortragsraum im Kulturbahnhof, als Harald Welzer sein beunruhigendes Bild vom gläsernen Menschen entwarf, der seiner Geheimnisse und Privatsphäre durch die Verführung der Neuen Medien beraubt wird. Es besteht die Gefahr, dass wir unsere Demokratie an "smarte" Diktatoren verspielen, die inzwischen auch über die "unsozialen Medien" (Welzer) agieren (siehe z.B. der Wahlkampf in den USA). Aus der nachfolgenden Diskussion ergab sich als wesentliches Fazit: Souverän sein, nicht jeden Mist mitmachen, selbst denken, Angebote vom "technologischen Faschismus mit dem lächelnden Gesicht"(Erich Fromm, Haben oder Sein) ablehnen, sind letztlich die wirksamsten Mittel, die jeder einzelne in einer (noch) freien Gesellschaft wahrnehmen sollte!
Demokratie und Nachhaltige Entwicklung, 3. November
Roman Huber, geschäftsführender Vorstand von "MehrDemokratie", der erst vor kurzem zusammen mit Campac, foodwatch und Marianne Grimmen eine Verfassungsklage gegen das Freihandelsabkommen CETA eingereicht hatte, erläuterte die Grundregeln unserer Demokratie und kam nach Aufzeigen etlicher Defizite und Gefahren (Tendenz zur Plutokratie, Steuerung durch Großkonzerne, Lobbyismus, Entfernung der Politiker von den Wünschen und Sorgen der Bürger) auf das keinesfalls spannungsfreie Verhältnis zu einer nachhaltigen Entwicklung zu sprechen. Das Versprechen der Demokratie ist schließlich die Teilhabe aller am Güterreichtum hier und heute (und im Diesseits)! Um dennoch die Menschen in Strukturen einer Postwachstumsgesellschaft einzuüben empfahl er (trotz möglicher Rückschläge) u.a. die Einführung von mehr direkter Demokratie (z.B. Agenda21-Prozesse, Bürger-/Volksentscheide) und erläuterte Vor- und Nachteile einer sustainability-orientierten Demokratie im Kleinen anhand des Beispiels der Lebensgemeinschaft Schloß Tempelhof.
Am Sonntag den 11. September war wieder
"Tag des offenen Denkmals".
Zahlreiche Besucher konnten sich über das Gebäude und seinen neuen Inhalt informieren. Es wurde auch eine Dia-Show über die Sanierungsgeschichte (2009 - 2012) gezeigt.
"Gewinn durch Verzicht" war das Thema am 8. September, als Tina Braun (Redakteurin der Pegnitz-Zeitung) von ihrem Selbstversuch berichtete (siehe auch www.meinmonatohne.de).
Ein Leben ohne Fleisch, convenience-food, Auto, Handy, Plastikmüll wurde von ihr – monatlich abwechselnd – mit tatkräftiger Unterstützung ihres Mannes erprobt. Auch konnte sie erfolgreich ihren täglichen Bedarf mit 400 €/Monat bestreiten (größere Anschaffungen allerdings ausgenommen). Aus ihren Erfahrungen und auch aus der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Befreiung von Überflüssigem, die Mäßigung und bewusste Auswahl beim Konsum sowohl das eigene Wohlbefinden steigern als auch die hohe Belastung unserer natürlichen Umwelt reduzieren kann.
"Projekt Weltethos"
Über den Stand und die Perspektiven des von Hans Küng gegründeten "Projekt Weltethos" berichtete am 18. August Prof. und Pfr. Johannes Rehm. Lemia Yiyit von Bündnis90/DIE GRÜNEN und stellvertretende Vorsitzende des Integrationsrats der Stadt Nürnberg erzählte von ihrer Heimatstadt Antiochia, wo Menschen verschiedener Religionen friedlich zusammenleben. In der Diskussion wurden viele kritische Fragen gestellt (z.B. kann Ethik Religion ersetzen? Welche Reformbestrebungen gibt es im Islam? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit islamischen Gruppen in Nürnberg?
Kasperle-Theater im Kulturbahnhof
Am 9. August gab es erstmals für die Kleinsten ein Kasperle-Theater im Bühnen-Eigenbau, mit einem selbst entworfenen Stück und z. T. auch selbst gebastelten Puppen. Christa Moritz und Volker Stahlmann spielten auf engstem Raum "Krokodile schreien nicht"; die Kinder gaben wichtige Kommentare dazu und hörten zu ihrem Erstaunen, dass am Schluss der tapfere Kasper eine hohe Belohnung für die Errettung der Prinzessin (immerhin 10.000 €) nicht haben sondern spenden wollte für wohltätige Zwecke. Viel wichtiger war ihm, dass der König auf seinen Schlossneubau verzichtet, der seinem Garten und seiner PV-Anlage nur das Sonnenlicht rauben würde.
Power to Change - Die EnergieRebellion
Der Film von C. A. Fechner wurde am 15. Juni im Rahmen des agenda21-Kinos von Frank Braun (bluepingu e.V.) präsentiert (Foto rechts). Ebenfalls anwesend war die Firma IKRATOS (Weißenohe) mit ihrem geschäftsführenden Inhaber Willi Harhammer (Foto links), der mit dem Flaggschiff der Elektromobilität vorfuhr: einem Tesla S. Im Film wurde eindrucksvoll auf die Dringlichkeit und Machbarkeit einer solaren Wende und die Schattenseiten der alten Energiestrukturen hingewiesen. Die Quintessenz auch in der Diskussion war, dass jeder einzelne in seinem Rahmen einen Beitrag leisten kann; die Energiewende geht weiter - trotz Bremsmanövern von oben - regional und dezentral.
Klimapilger im Pegnitztal
Nicht 4 (wie auf dem Foto) sondern über 30 Teilnehmer waren es, die von Nürnberg (St. Jobst) aus über Ottensoos, Hersbruck, Eschenbach, Vorra zur Harnbachmühle (Mühlenkraft e.V.) pilgerten. Am 26. Mai (Fronleichnam) trafen sie abends im Kulturbahnhof Ottensoos ein, der ersten Station von Initiativen nachhaltiger Entwicklung im Landkreis Nürnberger Land. Anwesend waren auch Anika und Ali vom Eine Welt Café Jai-Ma (Pommelsbrunn), die zum mitgebrachten Film "Europäische Ökogemeinschaften" ihre Erfahrungen hinzuergänzten. Die Diskussion moderierte Pfarrer Zeitler (Nürnberg).
11. Mai, 19.00 Uhr
Was braucht der Mensch zu einem guten Leben? Sicher weniger als 10.000 Dinge, die jeder Deutsche im Durchschnitt besitzt und eine Befreiung von Überflüssigem, oft raffiniert aufgeschwatztem Konsum. Tobi Rosswog vom Aktionsnetzwerk "Living Utopia" berichtete aus seinen Erfahrungen, wie ein weniger geld- und fremdversorgtes Leben in einem neuen Miteinander des Nutzens und Teilens zu mehr Freiheit und Selbstbestimmung führen kann.
Sonntag, 24. April, 17.00 Uhr
Der Engel schwebte über den zahlreichen Besuchern der Veranstaltung "Von der G(e)naden überlast", welche in das Leben und Wirken von Christina Ebner, der Nonne und Mystikerin aus dem ehemaligen Kloster Engelthal einführte. Ihre Würdigung war in diesem Umfang eine Premiere und gleichzeitig die letzte Veranstaltung des Kulturbahnhofs im Rahmen des Jubiläumsjahrs Karl IV.
Klangerlebnisse des Mittelalters schufen Hanna Eittinger (Gesang in Anlehnung an die Epoche von Hildegard von Bingen) und Antje Walter (Klangschalen, Gong und Monochord).
Auszüge aus den Schriften von Christina Ebner verlas Renate Kirchhof-Stahlmann.
Donnerstag, 3. März
Die Gruppe "Kunst und Drama" führte das Theaterstück "Protest" von Václav Havel als Einakter auf. Vanęk, der Dissident (Gerald Arp) trifft auf Stanęk (Roland Beiküfner), der sich erfolgreich an das Unterdrückungsregime angepasst hat. Die Zuschauer erfuhren eindrucksvoll Ängste und Rückzugsargumente vor der eigenen Zivilcourage - stets aktuell!
Donnerstag, 25. Februar
Prof. M. Miegel kritisierte aus verschiedenen Blickwinkeln die vorherrschende Wachstumsideologie und Raubbauwirtschaft an Mensch und Natur und die zunehmende Ungleichverteilung von Vermögen und Einkommen weltweit. Überbordende Flüchtlingsströme sind bei diesem Wohlstandsgefälle und aufgrund des zu erwartenden Klimawandels nicht zu vermeiden. Seine Stiftung "Denkwerk Zukunft"(Bonn) hat mit dem Wohlstandsquintett eine übersichtliche Messung von Lebensqualität entwickelt. Sein Vortrag rief eine lebhafte Diskussion hervor.
Sonntag, 07. Februar
Am Sonntag, den 7. Februar 17.00 Uhr war die Eröffnung einer kleinen Sonderausstellung zum Jubiläumsjahr von Karl IV. Sie wurde musikalisch umrahmt von Anna Späth und ihrer Tochter Geneva (vom Klangraum Schönberg). Die Ausstellung war ganzjährig zu sehen und stand unter dem Motto "Böhmische Wurzeln - Wege nach Europa". Nach zwei kurzen Reden von Bgm. Falk und Bgm. Bisping zeigte Renate Kirchhof-Stahlmann ihre persönlichen Berührungspunkte zwischen Böhmen und Bayern auf, worin auch der Ottensooser Bahnhof eine historische Rolle spielt.